Die Stunde der Wahrheit für Europas Sicherheit – und die der Schweiz?

31.03.2025

Wir erleben die grösste geopolitische Neuausrichtung Europas seit dem Ende des Kalten Krieges. Als ob der andauernde Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht bereits eine riesige Herausforderung darstellen würde, hat sich die USA, lange die Garantin europäischer Sicherheit, unter Präsident Trump dazu entschieden, die transatlantische Zusammenarbeit endgültig auf Eis zu legen. Spätestens nach dem Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump im Weissen Haus vor wenigen Wochen ist klar: Die USA setzen andere Prioritäten und scheinen weniger gewillt, ihre europäischen Verbündeten vor einem immer aggressiveren Russland zu schützen.

Für Europa ist dies die Stunde der Wahrheit. Es liegt nun an den europäischen Staaten, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen – eine gewaltige Herausforderung für die Demokratien des Kontinents. Brüssel und die Hauptstädte der EU-Mitgliedstaaten haben diese Realität erkannt. Von Paris bis Warschau, von London bis Athen handeln die Regierungen: Massive Investitionen in die Verteidigung werden in den kommenden Jahren getätigt. Doch Geld allein reicht nicht aus, um nachhaltige Sicherheit zu garantieren. Es braucht europäische Zusammenarbeit im Bereich Verteidigung – eine, die im Ernstfall auch ohne die USA funktioniert und Europas strategische Autonomie sicherstellt. Nur so kann Russland davon abgehalten werden, weitere Teile Europas mit Krieg zu überziehen, während gleichzeitig der Weg für eine mögliche Annäherung – nach dem Krieg - offenbleibt.

Doch was bedeutet diese Entwicklung für die Schweiz? Auch hier ist Bewegung zu beobachten – wenn auch in den klassischen, behutsamen Schweizer Schritten. Die zentrale Frage bleibt: Wie kann die Schweiz in einem fragmentierten und unsichereren Europa ihre Sicherheit gewährleisten? Die Antwort liegt nicht in Isolation, sondern in enger Zusammenarbeit mit europäischen Partnern, die unsere Werte von Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit teilen. Gerade jetzt gilt es, für diese Werte einzustehen. Umso wichtiger wird deshalb der rasche Abschluss der Bilateralen III mit der EU.

Europa steht vor gewaltigen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Doch die Geschichte zeigt: In Krisenzeiten hat Europa immer wieder Stärke, Resilienz und Innovationskraft bewiesen. Die sicherheitspolitischen Entscheide, die heute getroffen werden, bestimmen, ob das freiheitliche und demokratische Europa diesen Herausforderungen gewachsen ist. Lasst uns dafür sorgen, dass auch die Schweiz ihren Beitrag leistet.

Europäische Grüsse

Tobias Schaub
Vorstandsmitglied

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Die neue Weltordnung – was müssen Europa und die Schweiz tun?